Patienten-Berichte

Erfahrungsberichte von Patienten, die in der Klinik für Psychosomatik stationär behandelt wurden.

Patienten berichten im Radio

1 "Und warum stationär?" Askan Hendrischke, der Chefarzt, wendet sich seinem Computer zu, druckt ein Blatt aus: "Deshalb". Auf dem Blatt ein Stundenplan von Montagmorgen bis Sonntagabend, voll mit Terminen wie ein Managerkalender. "Diese Therapiedichte können Sie nicht anders als stationär erreichen." Gespräche, nonverbale Therapie (Kunst, Musik, Körpertherapie), Gruppentermine, Sport, Entspannungstraining, immer wieder Gespräche stehen auf dem Stundenplan. Die kleinen Dienste in der Patientengruppe kommen dazu: Tischdienst, der wöchentliche Ausflug, die Patenschaft für einen neuen Patienten.

In den ersten Tagen trotzdem unruhige Langweile. Wann geht es los, wann passiert, wann spüre ich etwas. Die Erwartungshaltung stößt sich an dem Therapieansatz, der den Patienten zunächst auf den Weg schickt: Einen Lebensbericht schreiben, "erst mal Ankommen", die Gruppe annehmen. Die ersten Schritte einer Reise zu sich selbst.

Und es dauert nicht lange, dann packt die Therapie zu. Was so locker begonnen hat, wird zur Arbeit. Die Gespräche mit den beiden Therapeuten, mit der "Bezugspflegerin", die kleinen und größeren therapeutischen "Hausaufgaben", die Begegnung mit sich selbst, wie man sich lange nicht gefunden hat, in der Kunsttherapie zum Beispiel - anstrengend und beflügelnd zugleich, Traurigkeit und Tränen, mit steigender Zuversicht, auf dem Weg in eine bessere Zukunft zu sein: emotionale Wertschöpfung.

"Ach, bin ich froh, dass es Ihnen so schlecht geht." Dieser Satz der Therapeutin ist für den Patienten nicht bizarr, er steht für den Tiefpunkt, für den Beginn des Aufstiegs aus dem Tal der Tränen, in dem die Therapie den Patienten haben will. Er erlebt: es geht aufwärts. Er lernt, ich gehe aus dem Tal heraus. Er weiß später: Das Ende des Tunnels kommt immer und in seinem Licht lauert nicht die nächste Katastrophe, zumindest nicht immer.

In der vierten Woche hängt eine große, gelbrote Wasserfarbensonne an der Zimmertür. Drei aus der Gruppe haben sie gemalt und dem Mitpatienten wortlos geschenkt. Ein Heinzelmännchen-Signal, eine Umarmung, mehr als ein Augentrost. Man hat gesehen, wie die Krise gebeutelt, die Traurigkeit sich über den Mann ausgebreitet hat.

Es wird in der Gruppe nicht viel gefragt nach Zustand und Befinden, aber es wird viel gesehen und wahrgenommen. Die seelischen Krankheitsbilder und körperlichen Symptome sind breit gefächert: burn out und Essstörung, Depressionen, Ängste, Schmerzen, Schlaflosigkeit. Wer will, findet immer einen Gesprächspartner, meist auch eine solidarische und loyale, menschliche Klagemauer. Die Gruppe leidet mit, die Gruppe freut sich mit. Wenn es beim wöchentlichen Wiegen endlich hundertfünzig Gramm mehr sind bei der Bulimie-Patienten. Wenn die schmerzgeplagte Mittsechzigerin die letzte Schmerztablette nicht mehr braucht und am nächsten Sonntag mit neuem Outfit aus dem therapeutischen Wochenende zuhause heimkommt in die Klinik. Wenn der junge Mann, der drei Wochen geschwiegen und gelitten hat, schon beim Frühstück den nervigen Scherzkeks gibt. Wenn der zickige Vater doch noch zum Familiengespräch gekommen ist.

"Und warum vier Wochen?," hat man am Anfang gefragt. Nach vier Wochen auf Station 56 weiß man, dass es noch nicht getan ist. In der fünften Woche ahnt man, dass sechs Wochen vielleicht grade mal reichen. "Wann Sie gehen, entscheiden Sie," sagt Askan Hendrischke. So ganz nimmt man ihm das nicht ab, spielt aber mit dem Gedanken, dass eine siebte oder achte Woche vielleicht nicht schlecht wäre. Und geht nach sechs Wochen mit gutem Gepäck.




2 Anfang des Jahres hatte ich ein Gespräch mit dem Chefarzt der Psychosomatischen Abteilung im Ostalb-Klinikum Aalen, Herrn Dr. Hendrischke. Ich war hin und her gerissen und habe mich immer wieder daheim erwischt daran zu denken, dass ich auf eine Station komme, auf der psychisch Kranke behandelt werden. Mein erster Gedanke war, da bist Du falsch! Zögernd und vorsichtig bin ich darauf eingegangen mich stationär behandeln zu lassen.

Als ich auf der Station ankam, war ich erst einmal erstaunt über das, was ich sah. Es waren ganz "normale Menschen" so wie ich Sie aus meinem Leben außerhalb der Klinik kannte. Mir wurde bewusst, dass ich Vorurteile hatte und dass nichts so war, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Ich wurde von der Gruppe ca. 19 Patienten begrüßt und auch sofort in die Gemeinschaft aufgenommen. Meine Therapie war sehr umfangreich und praxisorientiert. Mein Krankheitsbild, Berührungsängste und Waschzwang, mit denen ich angekommen war, machten mir das Leben auf der Station nicht gerade leicht. Ich war in jeder Sekunde all dem ausgesetzt, vor dem ich mich doch immer so sehr versuchte zu schützen. Aber ich konnte lernen, lernen vergangenes zu verstehen und mir zu verzeihen. Die Gruppe war mir dabei sehr hilfreich, denn Sie forderte mich ständig bewusst und auch unbewusst. Auch meine Therapeutin, die es verstand sehr behutsam und geduldig aber auch fordernd zu sein. Sie gab mir Kraft Verborgenes und Verschüttetes frei zu setzten und zu verstehen. Ich war ängstlich und unsicher, hatte kein Selbstbewusstsein als ich hier ankam. Alles in meiner Umgebung hatte mir Angst gemacht.

Die Gespräche mit Therapeuten, Pflegepersonal und auch mit der Gruppe gaben mir neue Kraft. Ich bin nun ca. 6 Wochen auf der Station und zu 90% gesund. Ich gehe gestärkt und selbstbewusst in "mein neues Leben." In dieser Zeit habe ich viele Menschen kennen gelernt mit vielen unterschiedlichen psychosomatischen Störungen, aber keiner hatte mir Angst gemacht. Vorurteile habe ich gelernt, sind das Schlimmste was man uns antun kann. Eine Psychosomatische Erkrankung zu haben heißt immer noch Mensch zu sein. Ich bin glücklich und dankbar diese Erfahrung gemacht zu haben.




3 Die Zeit auf der Station 56 hat mir sehr gut getan. Ich habe mich selber wieder neu kennen und lieben gelernt. Auch das Wort "Gefühle" hat für mich eine neue Bedeutung bekommen, einfach eine andere. Ich hab wieder gelernt, dass Gefühle nicht auch unbedingt gleich "Schmerz, Ängste" bedeuten muss, sondern auch etwas Warmes, Wohliges sein kann. Auch habe ich gemerkt, dass ich mit meiner Angst nicht alleine bin, sondern das es Leute gibt, die es verstehen, nicht unterschätzen und es am eigenen Leibe auch schon erfahren haben und es auch innerlich erfahren. Ich habe gelernt und lerne es immer noch, dass das Leben kein Spiel ist, das man was dafür tun muss, um es auch in vollen Zügen genießen zu können.

Auch setze ich mich jetzt mal ruhig in eine Ecke für mich allein, nehme mir bewusst eine Auszeit um in mich zu gehen, es ist teilweise ein schlimmes Gefühl, vielleicht auch, weil es mir einfach fremd ist. Bevor ich hierher kam, hatte mein Leben für mich nicht mehr viel Sinn. Ich bin allein mit meiner "Angst" gewesen. Ich hab sie ja nicht verstehen können weil ich nicht wusste, was es ist und wie ich sie stoppen kann. Auch hatte die Angst ein leichtes Spiel, weil ich für meine Person zu viele schlechte Eigenschaften und Gewohnheiten hatte, die es der "Angst" leicht gemacht hat. Doch jetzt ist es anders. Die "unerklärlichen Ängste" haben einen Namen bekommen "Panikattacken" und ich habe viel über das Krankheitsbild gelernt, gezeigt und erklärt bekommen, wie ich den Teufelskreis durchbrechen kann. Die Erfolgserlebnisse hier auf der Station in Bezug auf meine Angst und schlechten Eigenschaften wie "schreien, nicht zuhören, sich nicht hinein zu versetzen in eine andere Person wie es ihr damit geht, vor meinen Problemen davon zu laufen", haben mir sehr geholfen, mich wieder anzunehmen. Ich weiß, dass ich es schaffen kann wenn ich nur weiterhin so gezielt und bewusst an mit arbeiten werde.




4 Als ich am 20. Juli 2005 auf Station 56 ankam, wußte ich nicht vielmehr als das ich völlig fertig war. Ich steckte bis zum Hals in meiner Bulimie, konnte nicht mehr richtig schlafen, hab mich mit letzter Kraft durch meine Prüfungen geschleppt, und wußte nun, es muss irgendwas geschehen.

Drum war ich einfach nur sehr erleichtert erst mal dort angekommen zu sein und auftanken zu können. Zu Beginn fühlte ich mich noch sehr fröhlich. Aber je mehr ich dort zur Ruhe kam (teilweise einfach durch die freie Zeit), habe ich gemerkt und gespürt, dass ich völlig am Ende war, dass die Fröhlichkeit nicht echt war, dass mir fast die Kraft zum lachen gefehlt hat. Ich, die immer bei jedem Spaß dabei war, hatte plötzlich keine Kraft und Lust mehr, abends mit den anderen was zu spielen... zu reden... ich konnte oft einfach nur dasitzen, weil mir nichts anderes mehr von der Hand ging, ohne mich unendlich zwingen zu müssen.

Und dann saß ich da und plötzlich kam in mir eine unendliche Leere und Traurigkeit hoch. So oft kamen mir einfach die Tränen, ich wußte nicht genau warum und wieso, aber ich hab mich dabei gespürt und konnte es für den Moment einfach nur annehmen und es tat sogar gut. Denn es war wohl das erste Gefühl seit langem, das ich bewusst erlebt habe (aber das wurde mir erst später klar).

Ja und dann begannen die Therapien, die Gespräche, die Gruppen, Körpertherapie, Musiktherapie. Und ich habe einfach versucht offen zu sein. Ich habe versucht den Anspruch loszulassen, dort "irgendwas tolles" erzählen zu müssen, sondern habe meine Gedanken und alles was mir durch den Kopf gesaust ist, erzählt .... Ohne vorher selber verstanden zu haben, was es ist, und warum es so ist und zu "zensieren", ob es passend ist oder nicht.

Ich glaube, DAS war mal der erste Schritt, der mich weitergebracht hat.

Durch diese Ehrlichkeit und Offenheit wurde mir dann leider auch klar, dass ich aus irgendeinem Grund meine Krankheit nicht hergeben wollte. Mir das einzugestehen, war so unglaublich schwer. Ich wollte immer alles perfekt machen, und natürlich auch "perfekt gesund werden wollen".... und dann zu merken.... Nein, Hilfe... irgendwas will da nicht mit!!

Und durch weitere Gespräche, Gedanken, Spaziergänge wurde mir klar, dass ohne meine Eßstörung plötzlich ein riesiges Loch in meinem Leben entsteht. Und, dass ich über Jahre verzweifelt versucht habe, dieses Loch mit Essen zu stopfen. Gleichzeitig hab ich aber auch gemerkt, dass ich eigentlich nicht nach Essen, sondern nach LEBEN hungere.

Aber was macht das Leben aus? Was ist das konkret? Ich hab doch ein Leben, ich studiere doch.. habe Freunde...habe eine tolle Familie...Was fehlt mir denn dann?

Und dann sind plötzlich 2 unglaublich schöne Dinge passiert... und ich kann nicht wirklich sagen, wie das ging... aber es war plötzlich da und nicht mehr wegzudenken....

Ich habe plötzlich meine Gefühle wieder gespürt. Und das, ganz ohne, dass ich mir das vorgenommen hätte, denn mir war gar nicht klar, dass mir das verlorengegangen war. Ich hab ganz "normale" Dinge getan... wie Kino, Freunde treffen, in die Natur gehen, im Café sitzen... und hab all das plötzlich völlig anders erlebt... viel intensiver, ich habe soviel wahrgenommen... Farben, Stimmungen, Geräusche. Erschreckt war ich, wie ich nur so lange als "leere Hülle" leben konnte, aber gleichzeitig so glücklich über das, wie es jetzt war. Jeden Tag wurde und werde ich noch von so vielen Dingen überrascht. Vielleicht Dinge, die ich schon 1000 mal gemacht hab... aber jetzt ist es anders...

Und somit sah ich endlich eine Chance, das Loch zu füllen!

Das 2. "Erlebnis" war, dass ich "mein inneres Kind" kennengelernt habe. Den Anstoß bekam ich in einem Einzelgespräch. Habe mir dann ein Buch zu diesem Thema gekauft und durch die Arbeit damit, bin ich auch noch mal viele Schritte weitergekommen. Ich konnte die innere Trauer, die schmerzlichen Gefühle und Verletzungen jetzt viel besser verstehen. Und ich hab einen Weg gefunden, wie ich damit umgehen kann.... nämlich, dass ich selber mir das geben kann, wonach ich mich vielleicht viel zu lange gesehnt hab... nach Anerkennung, Aufmerksamkeit und bedingungsloser Liebe, nur um meiner Selbst willen....

Ich versuche jeden Tag aufs Neue liebevoll und achtsam mit mir selber umzugehen, auf meine Grenzen zu hören und nicht wie ein Elefant "drüberzutrampeln" (was oft gar nicht so einfach mit der neuen Lebensneugier in Einklang zu bringen ist)...

Natürlich gab es auf diesem Weg auch viele Steine, Rückschritte, Stillstand.... und die gibt es noch. Aber an dieser Stelle muss ich mich mal selber loben (ja auch das lernt man auf Station 56). Ich habe so gut es mir möglich war, versucht, mich davon nicht entmutigen lassen und weiter zu gehen.

Und ein weiterer wichtiger Schritt war es vielleicht, dass ich, als ich irgendwann dachte, wozu brauch ich die Eßstörung eigentlich noch, meinen sturen Kopf mal anstatt gegen mich, gegen meine Krankheit gerichtet hab....

Ja, und nun werde ich in 2 Wochen entlassen. Der Gedanke daran fühlt sich ganz gut an. Ich will soviel Neues und Altes ausprobieren... bin neugierig auf das Leben. Meine Angst und die Unsicherheit davor begleiten mich. Aber ich denke, dass ist vielleicht auch ganz "normal" und ich nehme es einfach mal so hin.... und versuche mich davon nicht ausbremsen zu lassen!

So, nun liegt meine Entlassung schon 2 Wochen zurück. Die Zeit direkt danach war nicht einfach. Ich war doch sehr lang in der Klinik, dass es schon fast der "Alltag" war. Drum war ich einige Tage ziemlich traurig, fühlte mich einsam und allein. Es hat mir auch gefehlt mit anderen Menschen "so" reden zu können, wie man mit Mitpatienten reden kann. (wobei man die ja nicht verliert!)

Aber jetzt, nachdem ich mich wieder ein wenig eingelebt habe, spüre ich wieder die Veränderung, die mir der Klinikaufenthalt gebracht hat. Ich bin achtsamer geworden... mit mir selbst und auch mit dem was um mich rum passiert. Ich merke viel schneller, wenn ich in "alte Fallen tappe". Ich bin bestimmt noch lange nicht gesund, aber ich merke, dass ich mein altes Leben nicht mehr haben will.... weil ich weiß, was auf der anderen Seite stehen kann.

Und auch wenn es Tage gibt, wo ich einfach nicht kämpfen kann/will... dann bleibe ich vielleicht nicht mehr so lange liegen und erinnere mich wieder an das, was ich in der Klinik gelernt und erlebt habe.




5 Ein Jahr lang bearbeitete mich meine Ärztin, ich sollte mich in die Psychosomatische Abteilung im Ostalb-Klinikum begeben. Einen langen Weg hatte ich schon hinter mir voller Ängste und Panikanfällen.

Am 08.02.2006 war es dann soweit. Die Angst schnürte mir die Kehle zu, was kommt da auf mich zu, das Neue und Unbekannte?

Die Gruppe von Patienten begrüßte mich herzlich und sofort war ich in die Gemeinschaft aufgenommen. Soviel Liebe und Sympathie hatte ich mein Leben noch nie erhalten. Jeder war für jeden da.

Mit ein bisschen mehr Mut ging ich in die Therapie. Mein ganzes Leben musste ich vor den Therapeuten ausbreiten, die Ängste vor Krankheiten und vor dem Tod. Es war furchtbar für mich, ich hatte mich doch nach außen immer so geschützt und jetzt sitze ich von Tränen geschüttelt vor ihnen. Einmal kam ein Patient mir auf dem Flur zu meinem Zimmer entgegen, er sah mir an, dass ich geweint hatte, er hielt meine Hand und sagte: "Weine nur, ich gäbe viel, wenn ich weinen könnte". Die Gespräche mit meinem Arzt und meinem Therapeuten, die es verstanden, meine Kindheit sowie alles Verborgene, sehr behutsam und doch fordernd frei zu legen, brachten mir viel. Sie lehrten mich, mit meinen Ängsten umzugehen. Aber immer wieder holte mich die Vergangenheit ein, die Frage: "Wenn ich wieder einen Absturz habe, schaffe ich es dann?"

In der fünften Wochen reagierte mein Körper zweimal und ich wusste, jetzt musst du umkehren, sonst ist es zu spät. Diese Erkenntnis war für mich ganz neu. Mit viel mehr Selbstbewusstsein und Kraft ging ich dann in die letzten zwei Wochen. Ich habe auch erfahren, dass ich mit meinen Ängsten und Panikattacken nicht alleine bin, meine Mitpatienten haben es auch am eigenen Leib erfahren. Mit viel mehr Mut ging ich in die letzte Woche, mein Leben empfand ich wieder lebenswert und es kann doch so schön sein! Diese Erkenntnisse geben mir Kraft, meine Zukunft positiver zu sehen.




6 Ich hatte ziemliche Angst davor in die psychosomatische Abteilung zu gehen. Und auch an den ersten Tagen in der Klinik war es mir ganz schön mulmig. Ich war besorgt, dass man mich in eine "Schublade" stecken könnte, dass man mir Probleme einreden könnte und dass es mir danach kein bisschen besser gehen würde. Ich hatte so viele erfolglose und frustrierende Arztbesuche und Therapien hinter mir, dass ich eigentlich nicht viel Hoffnung hatte. Nur langsam habe ich mich dann auf die Therapien eingelassen und in kleinen Schritten mehr von mir offenbart. Ich wurde auch den Mitpatienten gegenüber zunehmend ehrlicher und habe aufgehört meine Sorgen komplett zu verbergen.

Im Rückblick bin ich unglaublich froh, auf der Station 56 gewesen zu sein. Die Zeit in der Klinik hat mich sehr bereichert und weiter gebracht. Ich habe dort erste Schritte auf dem Weg zu mir selbst gemacht und habe sehr viel über mich gelernt. Ich habe viele Zusammenhänge zwischen meinem Verhalten, meinen Einstellungen und meinen ständigen Schmerzen erkannt und habe viele Übungen und Techniken zur Schmerzbewältigung erlernt. Die Schmerzen belasten mich auch heute noch, aber sie sind nicht mehr der Mittelpunkt meines Lebens und ich habe eine andere Einstellung zu ihnen bekommen. Ich habe durch meine Erkrankung sehr viel über mich gelernt und habe durch sie Veränderungen bewältigt, die ich nicht für möglich gehalten habe.

Es kostet schon eine Menge Mut und Engagement, eine psychosomatische Therapie zu machen, aber die Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte der Station 56 haben mich intensiv und persönlich dabei begleitet und mir auch ein gutes Handwerkszeug mit nach Hause gegeben. Auch von den Mitpatienten habe ich sehr viel gelernt. Ich bin mir sicher, dass ich meine Schmerzen irgendwann überwinden werde - und zwar dann, wenn ich mich selbst wiedergefunden habe.




7 Ich hoffe, dass ich mit meinem nachfolgenden Bericht Menschen, die sich in einer Lebenskrise befinden, Mut machen kann, sich an die Psychosomatische Klinik zu wenden.

In den letzten 3 Jahren habe ich in meinem Job im Schnitt 190-200 Stunden gearbeitet. Es war bei uns, wie heute leider in anderen Betrieben auch, immer weniger Personal und immer mehr Leistungsdruck. Ich habe immer funktioniert und gedacht, das schaffst du schon. Zeit für Hobbys, mein Privatleben und Freunde blieb kaum noch. Dass ich mich immer mehr überfordert habe, habe ich gar nicht mehr wahrgenommen. Als auch noch Mobbingattacken einer Kollegin, gegen die ich mich nicht gewehrt habe, dazu kamen, wurde es für mich am Arbeitsplatz immer unerträglicher. Warnzeichen meines Körpers, wie häufiges Zittern, Übelkeit und mangelnden Appetit habe ich lange Zeit ignoriert.

Im Herbst letzten Jahres war ich körperlich und psychisch am Ende. Eine erneute Mobbingattacke führte dazu, dass ich nur noch geheult und gezittert habe. Ich ging am nächsten Tag zum Arzt, ließ mich krankschreiben und hoffte, es würde schon wieder besser werden. Es wurde aber zusehends schlechter. Ich wurde depressiv, hatte keinen Appetit mehr und verlor in relativ kurzer Zeit erschreckend viel an Körpergewicht. Ich konnte nicht mehr einschlafen und brachte es manchmal nur auf 2 Stunden Schlaf in der Nacht. Ich grübelte ständig und hatte das Gefühl, versagt zu haben. Die Zukunft erschien mir düster und ich konnte mich an nichts mehr erfreuen. Ich saß fast nur noch zuhause und kapselte mich ab, weil ich nicht wollte, dass mich jemand so sieht.

Ich war verzweifelt und wusste nicht wie es weitergehen sollte oder wohin ich mich wenden sollte.

Durch einen Zufall erfuhr ich, dass es in Aalen eine Psychosomatische Klinik gibt. Eine Bekannte von mir war dort und berichtete mir von ihren sehr guten Erfahrungen. Ich habe erst gezögert. Mein körperlicher und psychischer Zustand hatte sich aber inzwischen so verschlechtert, dass ich meinen ganzen Mut zusammennahm und in der Klinik anrief. Heute weiß ich, dass es die beste Entscheidung war, die ich treffen konnte.

Als ich hier ankam war ich abgemagert, hatte ein eingefrorenes Gesicht, das mir im Spiegel fremd war, und sah um Jahre gealtert aus. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass sich mein Zustand in den 7 Wochen, die ich hier war, so verbessern könnte.

Während meines Aufenthaltes konnte ich Dinge, die ich all die Jahre verdrängt hatte, aufarbeiten. In all den Gesprächen und Therapien habe ich wieder zu mir selbst gefunden und gelernt, das Leben und meine Zukunft wieder positiv zu sehen. Auch die vielen Gespräche mit den anderen Patienten haben mir sehr geholfen und mir gezeigt, dass ich mit meinen Problemen nicht allein bin. Ob bei Einzelgesprächen, in den Gruppen oder auch nachts, wenn ich wieder mal bei der Krankenschwester saß, weil ich nicht schlafen konnte, ich hatte immer das Gefühl, hier gut aufgehoben zu sein.

Nach 7 Wochen hier in der Psychosomatischen Klinik bin ich jetzt wieder zuhause. Um es mit Xavier Naidoos Worten zu sagen: *Der Weg hierher ist steinig und schwer“. Aber hierher zu kommen war der richtige Weg und ich bin sehr dankbar für all das, was ich hier für mich mitnehmen durfte.

Es wird in meinem Leben sicher auch in Zukunft Hochs und Tiefs geben, aber die Zeit hier hat mir viel Kraft gegeben und ich weiß, wie ich mit Problemen in Zukunft besser umgehen kann.




8 Nachdem ich nun schon wieder einige Wochen "Draußen" bin, möchte ich über die für mich wichtigste Zeit mit den vielen wertvollen Erfahrungen in der psychosomatischen Klinik Aalen schreiben, um diese an andere Menschen in ähnlicher Situation weiterzugeben.

Nach vielen schweren Schicksalsschlägen in den vergangenen Jahren war ich irgendwann am Limit. Aber trotzdem bedurfte es eines weiteren Unglücks, um mir zu zeigen, dass ich jetzt ohne professionelle Hilfe nicht mehr weiterkam. Nach meinem schweren Unfall vermittelte mir eine Freundin den ersten Gesprächstermin in der Psychosomatik in Aalen bei Dr. Hendrischke. Als ich zu ihm kam, war ich schlichtweg am Ende, ausgepowert, leer, antriebslos, gefühllos, schlaflos, appetitlos. Zum ersten Mal in meinem Leben funktionierte ich nicht mehr.

Erst nach einem weiteren Gespräch mit Dr. Hendrischke konnte ich mich zu einem längeren stationären Aufenthalt in der Klinik entschließen. Mir war zwar die Vorstellung, mehrere Wochen in der Klinik zu verbringen anfangs sehr befremdlich, aber ich wusste, ich musste diesen Schritt wagen und gehen. Hier hatte ich zum ersten Mal die Zeit und Möglichkeit, über mein vergangenes Leben zu reflektieren und endlich mal etwas für mich zu tun.

Die ersten Tage waren sehr anstrengend, der "Stundenplan" war ausgefüllt mit den verschiedensten Therapien, von denen ich bis dahin nur wenig wusste. Dazu kamen die vielen Gespräche mit den Mitpatienten, mit denen man rund um die Uhr auf Station zusammen war. Schnell wurde ich Teil dieser "Familie", fühlte mich von ihnen verstanden und hatte nie das Gefühl, etwas erklären zu müssen. Erst nach und nach wurde mir klar, welche wichtige Rolle die Mitpatienten in der Therapie spielen.

Nachdem ich "angekommen" war und mich langsam zurechtfand, vergingen die Tage und Wochen wie im Fluge. Die Gemeinschaft mit den anderen, die Regelungen, der Tagesplan, die Gespräche....all das war zu einer wichtige Sache geworden. Selbst wenn eine Krise auftrat, kam ich damit einen weiteren kleinen Schritt voran... auch damit lernte ich umzugehen. Damit die Wiedereingliederung in den Alltag nicht so abrupt geschah, wechselte ich nach 7 Wochen für weitere 2 Wochen in die Tagesklinik.

Und nun, nachdem ich mich wieder in den Alltag eingefunden habe, kann ich sagen, dass jeder einzelne Tag, jede einzelne Therpiestunde, jede Gruppenaktivität mich neu geprägt haben. Man wird nicht zu einem völlig anderen Menschen, was man sich fälschlicherweise vielleicht von einer Therapie vorstellt. Vielmehr ist mir klar geworden, welche Dinge ich in meinem Leben ändern muss. Und dass ich bewusster und achtsamer ich mit mir umgehen muss. Am Ende, wenn man seinen "Rucksack" packt, zieht jeder auf seine Weise Bilanz. Ich habe ganz bewusst viele Dinge/Verhaltensweisen aus meinem "alten Leben" zurück gelassen. Dafür habe ich viele neue Erkenntnisse erhalten und das beste Handwerkszeug für mein "neues Leben".

Ich bin mir bewusst, dass es immer wieder neue Krisen und Schicksalsschläge geben wird, aber nun weiß ich, wie ich diese besser meistern kann. Ich hoffe, dass ich mit meinem Bericht andere ermutigen kann, sich auf diesen harten, aber wichtigen Weg zu machen. Denn es ist keine Schwäche, sich helfen zu lassen, sondern es gehört eine große Portion Mut dazu! Allen, die diesen aufbringen wünsche ich Kraft und Zuversicht.




9 Als Lehrerin arbeite ich einem sehr belastenden Beruf und hatte vor 6 Jahren schon einmal einen " burn out" erlitten. Damals war ich 7 Wochen in einer Psychosomatischen Klinik. Danach brauchte ich noch 5 Wochen Erholungsurlaub und konnte nach einer Wiedereingliederung wieder voll arbeiten.

Mitte Februar haben nun meine Nerven erneut nicht mehr mitgemacht und ich fiel nach einem für mich sehr belastenden Ereignis an meiner Schule in eine posttraumatische Depression. Alleine der Gedanke, in dieser Schule wieder arbeiten zu müssen versetzte mich in massive Panik. Da ich mit Depressionen schon vertraut war, stand für mich fest, dass dringend eine Behandlung erforderlich wäre. Mein behandelter Psychologe riet mir, die Psychosomatik am Ostalb-Klinikum in Aalen aufzusuchen.

Nach einem Vorstellungsgespräch bei Herrn Dr. Hendrischke wurde ich sehr schnell stationär aufgenommen. Ich war richtig froh, endlich aus meinem "belasteten Umfeld" herauszukommen. Die Ankunft war etwas schwierig, weil meine "Patin" die mich einführen sollte, an diesem Tag sehr krank war. So musste ich mich alleine zurecht finden. Mein Zimmer war wunderschön, mit einem genialen Ausblick über die schwäbische Alb und das Härtsfeld.

Die Therapie beginnt. Nach einem festgelegten Stundenplan finden die unterschiedlichsten Angebote statt. - Besonders erfolgreich war bei mir die Musiktherapie, weil ich hier erfahren durfte, wie es ist, seine Gefühle über die Musik auszudrücken und welch wohltuende und seelisch heilende Wirkung besonders das Liegen auf dem Klangbett für mich hatte. Zusätzlich erfuhr ich hier noch, wie ich meine Gefühle stabilisieren kann.

In allen anderen Therapien wie z.B. in der Körpertherapie oder auch in den Gruppentherapien wie im Psychodrama/Rollenspiel oder in der Psychodynamischen Gruppe erhielt ich viele Einblicke in mein Seelenleben. Besonders wichtig für mich waren die Einzelgespräche, die sehr zur Aufarbeitung meiner Probleme und zu Festigung meiner Persönlichkeit beitrugen.

Während des Klinikaufenthaltes war ich weitgehend mit den gleichen Patienten zusammen, was eine sehr vertraute Atmosphäre schuf. Zwischen den Sitzungen bleibt ausreichend Zeit, sich auch mit anderen auszutauschen und sich zu erholen.




10 Mit diesen Zeilen möchte ich über meine Erfahrung(en) mit der psychosomatischen Abteilung im Ostalbklinikum in Aalen berichten. Kurz zu mir und meiner Situation, in der ich mich befand: Ich bin verheiratet und habe Kinder. Vor einiger Zeit trennten sich die Wege meiner Frau und mir. Wir waren über 15 Jahre zusammen und 8 Jahre verheiratet. Die Trennung von meiner Frau und Familie hat mich emotional stärker belastet und "umgehauen", als ich das je erwartet habe. Ich bin bereits vor dem Auszug meiner Frau und Kinder "mehrere Tode" gestorben. Sprich, mir ging es wirklich ans Herz und an die Seele. Mir ging es besch.... und ich dachte in dieser Zeit auch schon mal an Suizid.

Hinzu kam bei mir, dass ich an einem Burnout-Syndrom litt. Die Arbeit machte mir in den letzten Jahren schon immer weniger Spaß, zuletzt war ich völlig "von der Rolle". Ich war antriebslos, lustlos, ideenlos, alles war zu viel, mein Job interessierte mich nicht, nein er belastete mich und ich ging nur ungern "zur Arbeit". Das Schlimme daran war für mich, dass ich mir das in meinem Beruf nicht anmerken lassen darf. "The show must go on" wenn der Kunde vor mir steht! Ich hatte natürlich auch Existenzängste, 1000 Gedanken im Kopf (was denkt wohl der Chef, meine Kunden, Verwandten, mein Umfeld, die Leute....)....Alles was wichtig ist in meinem Job hatte ich nicht mehr. Früher brannte ich, war voll Tatendrang und voller Ideen. Nun war alles um 180 Grad andersherum.

Zuletzt war ich zu nichts mehr fähig, alles war mir zu viel, ich war total überfordert. Schon die kleinsten Dinge des Alltags kosteten mir unheimlich an Energie und Nerven. Ja, Nerven, ich war das reinste "Nervenbündel". Oft stand ich morgens auf, stand in meiner Wohnung, kannte mich selbst nicht mehr und musste weinen. Ich stand kurz vor einer echten, tiefen Depression, wobei ich schon meine, dass ich zeitweise bereits depressive Phasen hatte. Ich erkannte für mich, dass es so nicht mehr weitergehen kann, dass ich Hilfe brauche, professionelle Hilfe und Unterstützung. Also habe ich den Entschluss gefasst, mir helfen zu lassen. Im Nachhinein kann ich sagen: Es war eine richtige und die beste Entscheidung für mich, mich an die psychosomatische Abteilung in Aalen zu wenden!

Beim Erstgespräch mit dem Chefarzt der Abteilung hatte ich noch den Gedanken im Kopf: Behandlung ja, aber am besten ganz weit weg von zuhause - an der See oder im Allgäu, oder am besten auf dem Mond :-)... nur weit weg von allen Sorgen und Problemen. Und dass mich ja keiner (er)kennt und sieht. Der Chefarzt meinte auf meinen Gedankengang hin, dass die Erfahrung aber zeigt, dass es für einen schnellen Therapieerfolg besser ist, die Sache "in gewohnten Gewässern" in Angriff zu nehmen. Ich solle es mir überlegen und die Station trotzdem einmal besichtigen. Über dieses Argument schlief ich dann eine Nacht und dachte über seine Aussage nach. Am anderen Tag kam ich zum Entschluss, seinen Rat zu befolgen und in Aalen "Station zu beziehen". Ich war dann insgesamt 5 Wochen stationär auf Station 56 und weitere vier Wochen teilstationär, sprich tagesklinisch in therapeutischer Behandlung.

Von der ersten Sekunde an fühlte ich mich wohl auf dieser Station. Ich hatte auch keine Probleme, die anderen Mitpatienten kennen zu lernen und in die bestehende Gruppe reinzukommen. Bereits am ersten Tag fühlte ich mich voll "dazugehörig", weil es mir die Mitpatienten auch wirklich leicht machten. Dies gilt generell für die Station 56. Mir war es wichtig, in der ersten Zeit Energie zu tanken, mich auszuruhen, um dann in mich reinhören zu können. Und um dann stark genug zu sein, an "mir zu arbeiten". Die Schwestern, Ärzte oder Therapeuten sind alle wirklich sehr hilfsbereit, offen, verständnisvoll, fachlich kompetent und ganz wichtig -- sehr menschlich und freundlich im Umgang mit den Patienten! Ich hatte Eingangs auch so meine kleinen Bedenken und Vorurteile. Aber nur wenige und ganz kleine :-).....

Eine Sache zum Beispiel, mit der ich Anfangs gar nichts anfangen konnte und die ich "belächelte" waren die Musik- und die Kunsttherapie :-).Ich hatte keine genaue Ahnung, was mich da erwartet. Ich dachte mir, "na ja, malst halt ab und zu ein paar Bildchen" und "na ja, spielst halt a bissle mit den anderen irgendwelche Musikinstrumente damit beschäftigt bist"..... Aber genau diese beiden Therapieformen haben mich am meisten positiv überrascht und mir mit am meisten geholfen! Es war erstaunlich für mich festzustellen, was die Musik- und Kunsttherapie für mich "brachte". Wie emotional das manchmal für mich war, unbeschreiblich! Ich war manchmal total "down" als ich in eine dieser Therapiestunden ging und danach ging es mir viel besser. Die Therapeuten haben ein ungeheures Fingerspitzengefühl für jeden ihrer Patienten!

Ich bin gottfroh, dass ich in Aalen zur Therapie war. Wichtig ist nur, dass man bereit ist, sich auf die Therapie einzulassen und man sich an die "Spielregeln" hält (z.B. die Termine im Therapieplan einhalten). Der gesamte Therapiekreislauf, so wie er aufgebaut ist, war für mich eine perfekte und runde Sache! Ich wurde nicht unter- aber auch nicht überfordert :-) Es lag an mir, wozu ich in Gesprächen bereit war, sprich worüber ich sprechen wollte, welche Probleme ich besprechen wollte usw. Man muss halt "den Mund aufmachen" und erzählen, wo der Schuh drückt! Sonst können einem auch die besten Therapeuten nicht helfen.

Durch die Wohnortnähe konnte ich viele "Baustellen" live vor Ort bearbeiten bzw. angehen. Dadurch, dass ich an Wochenenden nach Hause konnte, war es mir besser möglich, mich mit dem Thema Frau und Kinder auseinander zusetzen. Ich ging ins Wochenende, und mal erging es mir emotional besser und mal schlechter dabei. Und das war auch gut so! Hatte ich ein "schlimmes/schlechtes" Wochenende, so hatte ich die Möglichkeit, mich mit den Therapeuten und/oder mit meinen Mitpatienten in Einzelgesprächen oder in der Gruppe darüber zu unterhalten. Ausheulen, Ursachen, Auslöser finden und erkennen, Lösungswege erarbeiten, von (gleichen/ähnlichen) Erfahrungen Anderer "profitieren" usw. Ebenso gut war für mich nach meinem stationären Aufenthalt, dass ich weitere vier Wochen tagesklinisch in Therapie war. Von 08.00 Uhr bis 16.00 Uhr hatte ich mein gewohntes "Programm", danach ging es "zurück ins Leben" :-). Das war unheimlich gut und wichtig für mich. Und nur durch die unmittelbare Wohnortnähe möglich! Hätte ich die Therapie irgendwo weit weg gemacht, wäre dies so nicht möglich gewesen! Vermutlich hätte ich 5 - 6 Wochen "Erholungsurlaub" gemacht, aber nicht wirklich an mir und meinen Problemen bzw. Baustellen gearbeitet.

Nach über 9 Wochen geht es mir nun wieder so viel besser, geistig, seelisch, moralisch und körperlich :-).... Mir wurde vieles bewusst, ich hatte endlich einmal die Zeit, die Dinge zu beleuchten. Um zu erkennen, was falsch lief, was falsch läuft, um zu erkennen, was ich anders machen kann oder muss, um Dinge (auch aus der Kindheit) zu be- und verarbeiten. Zeit um zu trauern. Zeit zum Weinen. Zeit um Gefühle (wieder) zu erwecken, zu erleben und zu zeigen. Und dadurch stärker zu werden, zu gesunden und zu reifen. So war und ist es zumindest für mich gelaufen.

Die Zeit auf Station 56 war unheimlich gut und wichtig für mich. Hätte ich diese Entscheidung für mich nicht getroffen, ich weiß nicht ob ich nicht doch eines Tages "gegen den Baum gefahren wäre". Ich war am Ende und bin nun wieder gesund und stark. Vielen Dank möchte ich nun zum Schluss noch an alle Menschen sagen, die mir in dieser Zeit unheimlich gut getan haben und mir geholfen haben "wieder der alte zu werden" :-)... Vielen Dank an Chefarzt Dr. Hendrischke, vielen Dank an alle Therapeuten, alle Krankenschwestern und Ärzte die mich betreuten und mit denen ich immer einen sehr angenehmen und netten Kontakt hatte. Und vielen Dank an ganz viele liebe Mitpatienten, die ich in dieser Zeit kennen gelernt habe. Wir haben miteinander gute Gespräche geführt, geweint und gelacht, viel Spaß miteinander gehabt und auch mal traurige Momente miteinander erlebt. Wie im richtigen Leben halt auch :-)....




11 Wer bin ich? Was macht mich eigentlich aus? Was ist der Mensch?

Jahrelang umtrieben mich diese existenziellen Fragen und ich konnte sie für mich nie schlüssig beantworten. Meine Persönlichkeit schien mir nicht greifbar, meine Identität regelrecht diffus zu sein. Bin ich etwa "nur" die Summe meiner Rollen die mir im alltäglichen Leben durch meine Familie, meine Partnerschaft, meinen Beruf, meine Freundschaften auferlegt werden? Und wenn ja, warum kann ich diese Rollen (und die damit verbundenen Verpflichtungen und Verantwortungen) nicht akzeptieren und erfüllen, und mit dem zufrieden sein, was ich habe? Auf der Suche nach Antworten stürzte ich mich mit Akribie und einem hohem Maß an Disziplin in das Lektürestudium. So viele schlaue Menschen haben doch so viele schlaue Bücher geschrieben - da werden doch irgendwo Antworten zu finden sein. Und anstatt mein Leben zu genießen und meinen Alltag zu bewältigen, verzettelte ich mich hoffnungslos in metaphysischen Diskursen und entfernte mich so immer mehr von meinem alltäglichen Leben und schlussendlich mir. Augenblicke oder Situationen zu genießen war mir nicht mehr möglich. Das Leben schien eine Aneinanderreihung sinnentleerter Momente zu sein. Meinen eigenen hohen Ansprüchen hinterherhechelnd, versuchte ich, meinem Leben Sinn zu verleihen in dem ich über selbigen in allem nachdachte. Ich grübelte und grübelte und grübelte . . . Dadurch dass ich keine Antworten fand, empfand ich mich als überflüssig. Ich hatte das Gefühl entbehrlich zu sein. Macht es einen Unterschied, ob ich zur Arbeit gehe oder nicht? Meine Antwort war nein, denn Arbeit schien mir banal - und was banal ist, bringt mich auf der Suche nach substanziellen Antworten nicht weiter. Also blieb ich Zuhause. Auch all die positiven Rückmeldungen von Kollegen hinsichtlich meiner Arbeit änderten nichts an meiner Meinung ihr gegenüber. Ich war nutzlos, sinnlos. Manchmal schaffte ich es nicht einmal mehr aus dem Bett. Warum auch!? Die Frage wer man ist, ist eng verbunden mit der Frage, was man eigentlich will. In einer Welt voller Optionen und Möglichkeiten, in der alles zu haben und alles in jedem Augenblick verfügbar ist, habe ich über die Jahre hinweg den Überblick verloren und letztlich auch mich. Anything goes. Aber wo soll man anfangen? Nie war ich mit dem zufrieden, was ich hatte oder tat, denn es könnte ja genauso gut falsch sein. Nie war ich bei mir, geschweige denn in der Gegenwart anwesend, denn ich könnte ja genauso gut woanders sein. Zerfressen von einem schlechten Gewissen meine Zeit sinnlos vertan zu haben, trauerte ich der Vergangenheit hinterher oder flüchtete in die Zukunft.

Die Zeit in der Abteilung der Psychosomatik half mir, mich zu orientieren und zu besinnen und war alles in allem Gold wert. In den Einzel- und Gruppentherapiegesprächen sowie in der Kunst- und Musiktherapie fand ich Antworten und Dinge über mich heraus, die mir die bloße Beschäftigung mit der Literatur nie verschafft hätten. Nach ein paar Wochen intensiver Arbeit an und mit mir, wurde mir klar, dass ich von Nutzem bin, dass mein Leben Sinn macht so wie es ist, allein schon wenn ich mich den vermeintlich banalen Herausforderungen "Verantwortungen und Verpflichtungen des Alltags" stelle. Durch das Erlernen von Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung und Qi Gong schaffte ich es mein Erregungs- und Anspannungsniveau zu drosseln und somit deutlich gelassener zu werden. Die Erkenntnisse und Einsichten, die ich über die sechs Wochen meines tagesklinischen Aufenthalts erlangte, helfen mir nun, meinen Alltag wieder positiv gestimmt und zuversichtlich anzugehen. Das Leben hat mich wieder und das ist ein sehr gutes Gefühl.


12 Ich habe gelernt alleine zu laufen !!!

Schon oft habe ich darüber nachgedacht, mich bei dem Team der Aalener Psychosomatik zu melden, nun ist denke ich genau der richtige Zeitpunkt dafür...ich möchte Ihnen gerne ein wenig erzählen wie es mir die letzten zwei Jahre (!!) so ergangen ist...

Der Aufenthalt in der Aalener Psychosomatik war die wohl schwerste Zeit meines bisherigen Lebens, aber auch der Anfang meiner Suche nach mir selbst....Ich habe inzwischen sehr viele Höhen und Tiefen durchlebt, aber lernte mich selbst auch immer besser kennen...als ich in das Ostalbklinikum Aalen kam war ich völlig verzweifelt und orientierungslos. Ich wusste nicht mehr wer ich war und was ich in dieser Welt eigentlich wollte. Mein Leben war bis zu diesem Zeitpunkt sehr fremdbestimmt - wie ein kleiner Hamster rannte ich stets im Rad mit mir um die Wette, ohne mal stehen zu bleiben und mich in "meiner Welt" umzuschauen: bin ich auf dem richtigen Weg, möchte ich alles so wie es ist?? Diese Fragen stellte ich mir zum ersten mal in Ihrer Obhut....und diese Fragen machten mir Angst...zum ersten Mal war ich auf mich allein gestellt...nur ich konnte meine Zukunft gestalten, niemand sonst...was für ein schrecklicher Gedanke...so stürzte ich immer tiefer in ein schwarzes Loch, das mich zu ersticken drohte...ich verließ die Klinik sehr ängstlich vor dem "Leben draußen" und wusste nicht, wie und ob ich es selber anpacken kann. Zuhause stolperte ich sehr oft...die Traurigkeit holte mich immer wieder ein. Es gab viele Momente der Verzweiflung...ich übte mich in Geduld, dass alles irgendwann besser werden würde...

Nach meinem Studium packte ich meine Sachen und zog nach Berlin, der Stadt, der ich mich schon immer verbunden fühlte... ich wollte endlich mein Leben selbst in die Hand nehmen und meine eigenen Entscheidungen treffen, denn niemand kann wissen was gut für mich ist außer ich selbst...meine Eltern waren natürlich nicht gerade begeistert und waren skeptisch, ob ich nicht in zwei Wochen vor lauter Heimweh wieder nach Hause gekrochen kommen würde...Nun bin ich seit einem Jahr in Berlin, habe ein Zweitstudium angefangen und wieder abgebrochen und mache seit Januar ein Praktikum und kann sagen, dass dieser Entschluss, den ich für mich selbst fasste das beste war, was mir passieren konnte...ich habe den Schritt aus dem Nest geschafft...ich bin sehr stolz, endlich "etwas Eigenes" zu haben.

Anfangs machte ich (wie ich mir schon fast dachte) eine schwere Zeit voller Zweifel und Ängste durch...ich wusste nicht, ob alles so richtig war, wie ich es entschieden hatte, oder ob ich doch auf meine Eltern hätte hören sollen...in meiner Verzweiflung suchte ich in dem Meer von Psychotherapeuten in Berlin nach Hilfe...ich sprach bei verschiedenen Therapeuten vor und mein Entschluss stand schnell fest...nun war ich 9 Monate bei "Frau Dr. X" in Behandlung, die mir den Weg zu mir selbst öffnete...ich fühlte mich plötzlich so verstanden wie noch nie in meinem Leben...sie nahm mich an der Hand und es ging mir von Woche zu Woche besser...am kommenden Mittwoch habe ich meine letzte Sitzung bei Ihr ...der perfekte Zeitpunkt auch für mich nun alleine weiter zu gehen. Ich habe wieder gelernt zu laufen und den Mut meine Leben so zu gestalten wie ich es möchte. Die erste Station auf dem Weg zu mir selbst war das Ostalbklinikum.

Nach zwei Jahren kann ich nun sagen "Ich habe mein Leben wieder im Griff"...es war eine harte Zeit, die jedoch auch Ihr gutes hatte...ich weiß jetzt wieder wer ich bin und was ich mir von meinem Leben erhoffe...ich bin STOLZ!!;)

Ich denke sehr oft an Sie und Ihr Team...ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass sie mich immer ernst nahmen und mich ermuntert haben nach vorn zu blicken. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich sozusagen selber "retten" kann...nun weiß ich wieder wer ich bin, was ich kann und was ich will...und es gibt nichts Schöneres!!


13 Psychosomatische Behandlung

Ein hoffnungsvolles Wort ist die "Behandlung". Der andere Teil "Psychosomatik". Wie sind diese Teile richtig und passend zu definieren? Es ist nicht einfach. Was das Wort "Behandlung" betrifft, ist es mehr oder weniger klar. Jeder weiß, was z. B. eine medikamentöse, psychotherapeutische oder operative Behandlung ist. Dazu gehören verschiedene Untersuchungen, die dazu dienen, dass man die richtige Behandlung bekommt. Das Ziel: die Genesung des Körpers. Uns "psychosomatisch"? Da explodiert erstmal das Bewusstsein. Ich und Psyche?! Der Körper mit seinen Beschwerden zieht sich erstmal zurück. Er scheint nicht so wichtig zu sein.

Seele und Psyche:
Wie schwer fällt es, sich mit diesen Wörtern auseinander zu setzen. Bei "Seele" ist es nicht so schwer, weil es ein von Gott gesegnetes Wort, weil es mit Glauben, Bibel und Kirche verbunden ist. Es wirkt auf uns beruhigend. Es ist längst bekannt und es gibt warmseelige Menschen und solche, die dies eben nicht sind. Nun, jeder wünscht sich nur die Ersten davon um sich herum. Jeder weiß auch, dass er sie nicht zufällig bekommt oder auch gar nicht. Es gibt Menschen, die kümmern sich um ihre Seele und andere eben nicht. Was passiert, wenn die Seele vernachlässigt wird, wenn der Mensch sich nicht so sehr um sie kümmert, wie sie es braucht? Oder wenn eine gute Seele missbraucht, verletzt oder einfach nicht anerkannt wird. Dann kommt Dysbalance! Das Gleichgewicht geht verloren…

Die Psyche ist an der Reihe.
Die Psyche kann gewaltig sein. sie greift in die Gedanken und Gefühle manchmal so stark ein, dass diese nicht zu bremsen sind. Die Dysbalance kann sich so verbreitern: Gefühle- Gedanken - Reaktionen - Verhalten: alles ist durcheinander. Der Mensch leidet. Eine übliche Form des Leidens sind Schmerzen. Haben Sie sich mit dem Partner gestritten, kann der Gesichtsnerv reagieren, kann Schmerzen verursachen als Reaktion. Der Chef hat sie angeschrieen, war ungerecht zu Ihnen. Als Reaktion können Magenbeschwerden auftreten. Die Kinder erfüllen nicht Ihre Erwartungen, die Sorgen um sie wachsen und wachsen… Als Reaktion: schlaflose Nächte, Kopfschmerzen, Müdigkeit. Letztendlich kann das alles zur Erschöpfung führen, zu chronischen Schmerzen an verschiedenen Körperteilen. Die Psyche hat ihre Arbeit "gut" gemacht. Jetzt ist der Körper dran. Er hat lange ausgehalten, was mit ihm gemacht wurde. Nun schreit er: "Ich bin noch da, aber ich kann nicht mehr!" Und alles, was gerade im Körper steckt und nicht passt ist "Somatik". Eigentlich brauchen wir es gerade jetzt nicht. Aber es ist alles im Körper vorhanden.

Nun ist die Zeit gekommen für die gewaltige Arbeit, Seele, Psyche und Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen, Gefühle, Gedanken, Verhalten und Reaktionen auf normale Bahnen zu stellen. Mit dieser Arbeit beschäftigt sich die psychosomatische Behandlung. Ihr Ziel, wie das Ziel üblicher Behandlungen, ist die Genesung des Körpers. Die Methoden sind spezifisch. Neben der medikamentösen und physiotherapeutischen Behandlung spielt die persönliche Betreuung durch Psychologen und Ärzte, sowie Kunst-, Musik-, Entspannungs- und Körpertherapien eine wichtige Rolle. Wichtig ist es auch, sich in die neue "Patientengesellschaft" zu integrieren und dort mit neuen Regeln zu leben, sich neu zu entdecken oder sich mit anderen Augen zu sehen. Hier hast Du Zeit für Dich selbst und lernst es, Dich wieder um Deine Seele zu kümmern. Und: wenn sich die Seele wohl fühlt, ist der Körper auch zufrieden.


13 Depression

Als meine Ärztin bei mir eine Depression diagnostizierte, wusste ich, dass ich es dieses Mal alleine nicht schaffen würde. Also brauchte ich Hilfe. Mir war allerdings auch bewusst, dass es mir nicht sonderlich helfen würde, wenn ich einmal die Woche zu einem Therapeuten gehe, und ansonsten alles erst einmal beim Alten bliebe. Ich meldete mich in einer Klinik an, die jedoch nicht meinen Erwartungen entsprach. Schnell wurde mir klar, dass ich erneut handeln musste. So wechselte ich ins Ostalbklinikum Aalen. Zuerst wollte ich aufgrund meiner schlechten Erfahrung in der anderen Klinik "nur" tagesklinisch aufgenommen werden, aber die Oberärztin Frau Enderle machte mir bei unserem Vorgespräch klar, dass eine stationäre Aufnahme in meinem Fall die bessere Wahl sei - und im Nachhinein bin ich sehr dankbar für Ihren Vorschlag.

Ich war dann zunächst einige Wochen stationär. Natürlich war es zu Beginn ungewohnt, aber ich war so froh, da zu sein. Es folgten Wochen, da gab es ein starkes emotionales Auf und Ab. Ich fühlte eine Leere, Überforderung, sah keinen Sinn mehr im Leben… Ich war an einem echten Tiefpunkt angelangt, aber die Ärzte und Therapeuten schafften es, mich da wieder herauszuholen - und von da an ging es aufwärts. Das gelungene Zusammenspiel der einzelnen Therapieformen, die kompetente therapeutische Begleitung und ein Pflegeteam, das Tag und Nacht für einen da ist, führten letztendlich zu einer deutlichen Besserung meines Zustandes. Nach sieben Wochen wechselte ich schließlich in die Tagesklinik. Meine Therapien gingen wie bisher weiter, jedoch verbrachte ich den Abend wieder bei mir zuhause. So konnte ich mich wieder Schritt für Schritt an mein eigenständiges Leben ohne Klinik gewöhnen.

Was mir am meisten gut getan hat?

Es mag beinahe befremdlich klingen, wenn ich sage, dass ich fast irgendwie dankbar bin, dass ich diese Depression hatte. Denn dadurch, dass ich mir in der Psychosomatik im Ostalbklinikum habe helfen lassen, lernte ich die Ursache meiner Probleme kennen und verstehen, bekam Strategien über den Umgang damit an die Hand und konnte letztlich die Klinik als psychisch gesunder Mensch wieder verlassen.

Mein Fazit: Unabhängigkeit, Souveränität und Selbstständigkeit sind wertvolle Attribute. Es gibt jedoch Situationen im Leben, wo wir alleine damit nicht klarkommen und es notwendig ist, die Unterstützung anderer zu suchen und die Hilfe eines kompetenten Teams anzunehmen. Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen konnte.

14 Bericht eines Traumapatienten

Ich wurde durch einen Überfall an meiner Arbeitsstelle traumatisiert. Meine Hausärztin schrieb mich daraufhin krank und ich begann mit der Suche nach psychologischer Hilfe. Nach ca. 3 Monaten fand ich eine Psychologin, die mir immerhin einige Behandlungstermine und eine Chance gab. Bald stellte sich jedoch heraus, dass eine ambulante Behandlung nicht ausreichen würde, meine Beschwerden in den Griff zu bekommen.

Zum Glück kannte meine Psychologin die psychosomatische Klinik im Ostalb Klinikum in Aalen. Nach einigem Gezerre mit meinem Arbeitgeber über die Kostenübernahme konnte ich nach einem Vorgespräch meine stationäre Therapie beginnen. Diese wurde mit Gruppentherapiegesprächen in der Traumagruppe und traumatherapeutischen Einzelsitzungen durchgeführt. Ergänzend nahm ich an der Kunstpsychotherapie sowie an der Körperpsychotherapie teil und besuchte zusätzlich die QiGong-Gruppe, die Genussgruppe und die Nordic-Walking Gruppe. Neben all diesen Therapieangeboten war ich auch in die Gruppe der Mitpatienten integriert. Dies alles war zu Anfang relativ befremdlich für mich. Nach einiger Zeit bemerkte ich jedoch, dass gerade die Gruppe mir unheimlich gut getan hat. Sowohl die große Gruppe der Mitpatienten, als auch "meine" Traumagruppe. Ich fühlte mich als Mensch angenommen und verstanden. Ich musste keine Rolle spielen - ich brauchte/wollte mein Leid nicht einmal explizit schildern. Die Mitpatienten nahmen wahr, wenn es mir schlecht ging, hatten Verständnis für mich und oft die gleichen Fragen und Probleme. Es war aber auch oft äußerst fröhlich in der Gruppe, es soll sogar herzlich gelacht worden sein. Eine spezielle Behandlungsmethode möchte ich noch besonders erwähnen: EMDR. Diese spezielle Traumatherapiemethode war bei mir der Schlüssel dafür, viele meiner über die traumatische Erfahrung erworbener Trigger erträglich zu gestalten bzw. ganz zu löschen.

Nach 6 Wochen wechselte ich in die Tagesklinik, was bedeutete, nicht mehr auf der Station zu schlafen, sondern abends nach Hause zu gehen und morgens wieder "zur Arbeit" zu erscheinen - denn das war es mittlerweile geworden. Ich hatte viel zu tun, war oft groggy hatte aber immer das Gefühl, es passiert etwas mit mir. Die Tagesklinik bot eine prima Gelegenheit, mein gelerntes Handwerkszeug zur Spannungsregulation, Bewältigung emotional unbequemer Zustände, wie Ängsten Wut etc. im nicht mehr ganz so geschützten Rahmen auszuprobieren, jedoch immer mit der Option, mich über Schwierigkeiten mit meinen Therapeuten austauschen zu können. Nun bin ich in die "Freiheit" entlassen und sehr gespannt, wie´s im Leben weitergeht. Ich werde auch an der Nachsorgegruppe teilnehmen.

Im Rückblick kann ich sagen, der Aufenthalt von 8 Wochen in der Psychosomatik war mein großes Glück, denn ich habe wieder Lebensmut: deshalb vielen Dank an alle Mitarbeiter und Mitpatienten.

mit freundlicher Zustimmung zur Veröffentlichung aktualisiert am 13.07.2013   [zurück zur Psychosomatik]  [zurück zum Ostalb-Klinikum]